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Büro für StadtverWALDung Februar 2024

In meinem letzten Artikel über „Straßenbegleitgrün“ schrieb ich über „Hessen mobil“, eine Behörde, die sich, eigenen Angaben gemäß, sehr um die Natur, insbesondere um die Bäume am Straßenrand kümmert und sorgt Auf ihrer Website wird man über ihre Für- Sorge informiert: „Es (das Straßenbegleitgrün) ist...einer Vielzahl von Belastungen und Störungen durch den Straßenverkehr ausgesetzt.“ Stimmt. Es gibt aber auch Leute, die ebenso wie ich der Meinung sind, dass die größte Belastung, ja, eine tödliche Bedrohung für die Bäume die Behörde selbst darstellt. An manchen Streckenabschnitten lässt sich ablesen, dass die Aktivitäten, die von Hessen mobil „Pflegemaßnahmen“ genannt werden, in Wirklichkeit eine sukzessive Zerstörung von Flora und Fauna sind. Diese Behauptung möchte ich anhand eines Beispiels belegen:

An der Kreuzung Fuldaer Weg/ Maberzeller Straße ist ein Grünstreifen zwischen Radweg und Straße. Von der Kreuzung aus in Richtung Maberzell stehen bis etwa zum Ortsausgangsschild noch ein paar Bäume.

Aktuell wurden dort Bäume gefällt, wie zur gleichen Zeit im letzten Jahr und im vorletzte und so weiter. Es ist offensichtlich, dass in zwei Jahren dieser Abschnitt genauso frei von Bäumen oder sonstigem „Straßenbegleitgrün“ sein wird, wie die restliche Straße nach Maberzell.

In die andere Richtung, also stadteinwärts passiert leider genau dasselbe. Das ist der Abschnitt von der Kreuzung bis zum Eisenbahntunnel. Nach Fällungen und Ausdünnungen in den letzten Jahren geht das Baumfällen dort momentan auch weiter.

Die Maberzeller Straße wird dann optisch dem Fuldaer Weg angeglichen sein.(Hier ist mein Bericht vom letzten Jahr) Da gibt es auch schon lange keine Bäume oder Hecken mehr.

Für mich ist der traurige Anblick des Fuldaer Wegs eine Metapher für den Weg, den Fulda in Richtung „Klimaneutralität“ geht. In puncto Stadtgrün eine Sackgasse. Wie passen hier Worte, also bspw. das Klimaschutzkonzept der Stadt Fulda und alltägliches Handeln zusammen? Zwar ist dort auf Seite 245 zu lesen, dass unter anderen „Festsetzungen“ der Erhalt von Bäumen eine klimarelevante Maßnahme sein soll, doch scheinbar gilt dies nicht für das „Straßenbegleitgrün“.

Die Arbeit von Hessen mobil ist ebenso wie das städtische Grünflächenamt durchdrungen vom Geist der Rohstoffverwertung, was grundsätzlich nicht schlecht sein muss. So wie die Vertreter der Forstwirtschaft niemals müde werden, auf das Konzept der Nachhaltigkeit hinzuweisen, will auch Hessen mobil angeblich nur „schützen“ und „pflegen“, doch gibt es auch Anpflanzungen an Straßen, Rad-oder Feldwegen? Im Fuldaer Land eher nicht. Wenn wenigstens auf den eigenen Betriebsflächen der Stadt Fulda wie beispielsweise dem Klärwerk, naturverträgliche Grünpflege praktiziert würde! Hier ist ebenso ein drastisch fortschreitender Rückschnitt in den letzten Jahren zu beobachten. Gleichzeitig werden durch die nächtliche Beleuchtung, die ohnehin schon dramatisch geschrumpften Insektenpopulationen kontinuierlich weiter dezimiert. Ist die Fulda-Aue nicht Naturschutzgebiet? Oder FFH (Flora-Fauna-Habitat?

Die gleiche destruktive Entwicklung ist zu beobachten rund um das Schulgelände der Grundschule Gläserzell und dem benachbartem Kindergarten

Im Klimaschutzkonzept wird verkündet:

„Die Grünen Schulhöfe sind neben der Nutzung für die Pausen auch zentrale Grün- und Freiräume, die für Kinderund Jugendliche auch an Nachmittagen und Wochenenden als Aufenthaltsort dienen und zur Bewusstseinsbildung im umweltpädagogischen Bereich beitragen“.

 

In der Realität bedeutet dies: Sukzessiver Rückschnitt bis zum Kahlschlag. Bäume werden von Jahr zu Jahr weniger und niemals wieder ersetzt. Hecken und Gebüsch werden ausgedünnt, jedes Jahr ein bisschen mehr. Vor Jahren noch haben sich die Kinder Pfade durch dichtes Buschwerk „angelegt“ und sich in den Hecken verstecken können. Eine Lieblingsbeschäftigung in den Pausen. Das ist jetzt nicht mehr möglich, denn Schulgelände und Kinder- „Garten“.

Hinter dem Zaun war früher dichtes Gebüsch und Kinder, die „geheime“ Pfade gehen, was ihnen offensichtlich Spaß und einen Hauch Abenteuer einbrachte. Oft standen die Kleinen am Zaun und winkten den Passanten.

 

Mittlerweile ist wahrscheinlich das gesamte Gelände für das Personal von einer Stelle aus zu überblicken. Die Kontrolle der Kinder ist nun einfach geworden. Doch für die Kinder war das Verstecken eben auch von einem besonderen Wert. Als mein Enkel im letzten Jahr in die Schule kam, im Vogelsberg Kreis, und ich ihn dort das erste Mal besuchte, zeigte er mir seine Lieblingssorte auf dem Schulgelände. Es handelte sich um zwei Bäume, in die man mehr oder weniger gut hinein klettern konnte, um sich dort aufzuhalten. Es waren übrigens die zwei einzigen großen Bäume auf dem ganzen Gelände und ich war sehr froh zu erfahren, dass es ein Förderverein der Eltern gab, der sich um die Neubepflanzung des Schulhofes kümmert. Gerne spende ich Ihnen kleine Bäumchen und Wildlinge aus meinem eigenen Garten. Diese Entwicklung machte mich froh. Leider passiert sie anderswo und nicht hier in Fulda.

Leider könnte ich meine Liste der Beispiele noch erschreckend lange fortsetzen, das Parkhaus am Rosengarten, wo die Kletterpflanzen jedes Jahr über der Wurzel gekappt worden sind, die Büsche immer wieder „auf Stock gesetzt“ wurden, bis sie, nach diesen zahllosen „Verjüngungsmaßnahmen“ in 2023 gänzlich entfernt worden sind. Das Arbeitsamt mit seinen jährlich rituell geköpften Platanen und der Glyzinie- hier wird niemals ein Vogel brüten. Denn bis diese gemarterten Pflanzen wieder ausschlagen, ist es auch schon fast wieder Zeit, sie bis auf den Stamm zurückzuschneiden. Ich lasse es gut sein, für heute. Ich sehe ein, dass die Verantwortlichen an einer Art emotionaler Demenz erkrankt sind, und hoffe auf Besserung. Wer unterstützt den Heilungsprozess?

 

Zu fällen einen schönen Baum brauchts eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenkts, fast ein Jahrhundert.(Eugen Roth)t
Zu fällen einen schönen Baum brauchts eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenkts, fast ein Jahrhundert.(Eugen Roth)t

Lesen Sie hier weiter: Schulgarten AG....

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Kommentare: 2
  • #1

    Kerstin Hackl (Freitag, 02 Februar 2024 09:45)

    Danke das es Menschen gibt, denen das auffällt und das Kind beim Namen nennen.

  • #2

    Agnes (Mittwoch, 06 März 2024 22:10)

    Liebe Martina,
    Danke für deine Worte.
    Mir verschlägt es bei diesen dreisten Lügen die Sprache.