Leitbild

Mein Unternehmen habe ich „Initiative für künstlerische Lebensgestaltung“ genannt. Vielleicht klingt das in den Ohren mancher Menschen zunächst etwas umständlich. Doch meiner Meinung nach bezeichnet dieser Name genau den Charakter meiner Arbeit, den ich hier, in meinem persönlichen Leitbild erklären und darstellen möchte. Dazu möchte ich meinen Kunstbegriff veranschaulichen und Zusammenhänge zwischen Kunst & Spiel und Bildung für nachhaltige Entwicklung aufzeigen.

1.   Kunstbegriff 

Mein Kunstbegriff ist eng verknüpft mit dem Spiel im althochdeutschen Sinn, spelan. Beispiele für diese Art von Bedeutung finden sich in der Sprache des Handwerkes: Wenn etwas Spiel hat, kann es gut funktionieren, wie beispielsweise eine Schublade „Spiel“ hat. Wenn also etwas gut funktioniert, muss es intensiv zusammenhalten und es muss gleichzeitig ausreichend Freiraum und Bewegung ermöglichen. Die Größe des Freiraumes muss so bemessen sein, dass die einzelnen ihrerseits sich gegeneinander bewegen können und gleichzeitig den Halt des Ganzen spüren. 

Ebenso wie im absichtslosen Spiel birgt auch der Prozess der freien künstlerischen Arbeit einen Freiraum, der von zwei spannungsgeladenen Polen gehalten wird: der Offenheit des Ergebnisses einerseits und die Struktur der Spielregeln bzw. der thematischen Vorgaben andererseits. Die Bewegung in diesem Freiraum, also während des künstlerischen Prozesses ist eine das Gleichgewicht anstrebende Pendelbewegung auf der Suche nach dem eigenen Ausdruck. 

Es ist eine Bewegung, die wache Sinne, volle Präsenz und Beweglichkeit des Geistes erfordert und in gewisser Weise Maria Montessoris Prinzip "Lernen mit allen Sinnen" entspricht. Die Sinnestätigkeit ist entscheidend für die Persönlichkeitsentwicklung, stärkt die Basiskompetenzen des Kindes und wirkt positiv auf Reifungsprozesse.

Die Bewegung in diesen Spielräumen entsteht hauptsächlich aus der sinnlichen Wahrnehmung, aus dem intuitiven Empfinden heraus- und weniger aus dem bewussten Wissen. Dies ist das charakteristische Merkmal dieser Bewegung, welches die Bedeutung von Kunst und Spiel für eine BNE unterstreicht, denn:

Nur in der Einheit von Verstand, Wissen und Emotionen können gesunde Beziehungen zwischen Menschen, Natur und Umwelt entstehen und die Defizite der abstrakten Wissensaneignung überwunden werden. Um den Herausforderungen des Lebens im 21.Jahrhundert stark und engagiert entgegentreten zu können, bedarf es Interesse und Bereitschaft, Möglichkeit und Fähigkeit zum Handeln in individuellen wie in sozialen Bereichen. Die künstlerisch-ästhetische Bildung spielt bei der Entwicklung der dazu nötigen Basiskompetenzen eine zentrale Rolle, denn wahre Kunst befördert das Bewusst-werden eigener Potentiale.

 

2. Zusammenhang zwischen Kunst & Spiel und Bildung für nachhaltige Entwicklung

Jeder Mensch hat das ihm ureigene Bedürfnis nach Geborgenheit, Liebe und wertschätzenden Beziehungen. Er ist stets danach bestrebt, die elementaren Grundlagen des Lebens zu verstehen und das Leben nach seinen Vorstellungen zu verändern, seinen Spielraum zu gestalten. So wie in einem Treibhaus die Samen unabhängig vom Wetter draußen gut aufgehen können, entsteht im künstlerisch-ästhetischen Handeln ein Raum, in dem Selbstverortung und Selbstwirksamkeit gedeihen und wachsen können. Gleichzeitig wird gemeinschaftliches Handeln in prägnanter Weise durch die Möglichkeit des Perspektivwechsels erfahrbar. Dies geschieht einerseits durch die intermedialen Dimensionen der Kunst, im Wesentlichen jedoch durch das Kennenlernen anderer Sichtweisen und damit einer Horizonterweiterung. Durch das unmittelbare Erlebnis der Bereicherung, die aus diversen Sichtweisen entsteht, bewirkt die künstlerisch-ästhetische Bildung Offenheit für Neues und Fremdes. Diese Befreiung aus den eigenen eingefahrenen Denkbahnen, in die jeder Mensch verhaftet und verwickelt ist, ist das Wesentliche der Kunst, oder anders gesagt:

Freiheit ist das Wesen der Kunst. 

Als mir klar geworden ist, dass die künstlerisch-ästhetische Bildung absolut notwendig ist-in allen Lebenslagen, in jedem Lebensalter, an jedem Ort, habe ich mein Unternehmen „Initiative für künstlerische Lebensgestaltung“ genannt.

 

Quellen aus denen ich geschöpft und zitiert habe:

 Christoph Riemer („Das Eigene entfalten-Anregungen zur ästhetischen Bildung“, Bd. 5)

Astrid Kaiser (neue Wege im handelnden Sachunterricht)

Maria Montessori (pädagogisches Bildungskonzept)

Hartmut Rosa, „Resonanz“

Selbstwirksamkeitstheorie (Bandura)

Bundesvereinigung kulturelle Kinder-und Jugendbildung, BKJ (Positionen und Ziele) https://www.bkj.de/fileadmin/BKJ/10_Publikationen/BKJ-Publikationen/Positionspapiere/Positionspapier_oeffnet_Welten_2011_BKJ.pdf

 

Ich lade Sie herzlich ein, auch meinem Blog mehr zum theoretischen Teil meiner Arbeit zu lesen!  

 

Martina Fuchs, 11. Juni 2021