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Naturgarten im Sommer 2022

Dieser Sommer ist extrem trocken und stressig- für die Pflanzen, für die Vögel, die von Tag zu Tag verzweifelter im Boden scharren, für die Pflanzen, die schon die Früchte und Blätter abwerfen- und für mich auch. Eine liebe Bekannte hat, Ende Juli in unserem Garten Fotos gemacht. Ich danke ihr für diese schönen Bilder, obwohl sie zeigen, dass die Natur sich nicht nach dem Kalender richtet, sondern dass schon längst Herbst ist.

Die Dürre stresst mich auch und ich reagiere mitunter etwas gereizt, wie zum Beispiel bei der, bisher immer sehr angenehmen Aufgabe, Kräuter für Maria Himmelfahrt zu suchen.

Wo soll ich denn Kräuter herbekommen? Rings um mich her ist alles verdorrt oder abgemäht. Beim Nachbarn ist auf dem verdorrtem Rasen obendrein ein Mähroboter unterwegs-sicher ist sicher! Mein Vater hat für dieses Phänomen das schöne Wort „Mähmanie“ erfunden. Am Sonntag vor Maria Himmelfahrt fällt mir ein, mal nachzusehen, wie es auf der Brachfläche am Waidesgrund aussieht.

Am Rand wurde ein "Blühstreifen" zurückgelassen. Alibi-Bikini in Goldgelb
Am Rand wurde ein "Blühstreifen" zurückgelassen. Alibi-Bikini in Goldgelb

Dort wurde vor etwa 5 Jahren die Kleingartenanlage
plattgemacht, um eine Kongresshalle und ein paar Wohnungen zu bauen. Wahrscheinlich liegen die Pläne ebenso brach wie die Fläche.

Zum wiederholten Male frage ich mich, wieso dann nicht wenigstens die Brachflächen in Ruhe gelassen werden kann? Ich habe ja schon genug darüber geschrieben. Doch nun stehe ich wieder hier und komme aus dem Grübeln nicht heraus:Unser Rechtssystem hat seine Wurzeln im Römischen Rechtssystem und beruht im Wesentlichen auf der Macht, mit seinem Eigentum zu tun, was ihm beliebt. Man könnte auch sagen, Eigentum ist streng genommen, gar kein Recht, denn Rechte werden doch eigentlich ausgehandelt und beinhalten gegenseitige Verpflichtungen, oder nicht? Ja, ich sehe schon, meine gedankliche Konzeption von Recht steht im Kontrast zu dem Bestehendem.
 Klimawandel, Verlust der Biodiversität, Insektensterben, jajaja, doch Ordnung muss auch sein! Deswegen wird diese seit Jahren brachliegende Fläche auch immer gepflegt, also gemäht, und von Wildwuchs befreit. Man kann ja dem Eigentümer nicht vorschreiben, was er mit seinem Hab und Gut zu machen hat. Wo kämen wir denn sonst auch hin? Immerhin ist ja, hundert Meter weiter unten, ein BLÜHSTREIFEN angelegt, es ist also alles gut!

Etwas Goldrute und Rainfarn ist für mich übrig, unterwegs finde ich noch etwas Schafgarbe.

Ich beschließe, am nächsten Morgen noch etwas Beifuß ganz in der Nähe meiner Arbeitsstelle zu pflücken, dann können die Frauen im Seniorenheim ihre Kräuterbuschen wickeln, doch Fehlanzeige: auch diese kleine, versteckte Brachflächen ist ordentlich gemäht.

Es ist höchste Zeit, sich einzugestehen, dass es im Kapitalismus keinen Klimaschutz gibt, wie Johanna Schellhagen in ihren neuesten Film „Der laute Frühling“ sagt.

Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, müssen wir das auf Profit orientierte System abschaffen. Diese beiden Flächen sind ja nur Beispiele für alle anderen, auf denen gemäht wird oder andere Methoden angewendet werden, um Wachstum von Pflanzen zu unterbinden. Wie sieht es denn auf dem ehemaligen EIka-Gelände aus? Oder oder oder... es ist überall das Gleiche. JAA; da kann man nichts machen, das ist Sache der Eigentümer!

Später wickeln die Frauen Kirschlorbeer in die Sträuße mit ein.

Meine Gedanken über die von mir wahrgenommenen lebensfeindliche Grundeinstellung, die immer mehr um sich greift, behalte ich für mich und freue mich über ihre Freude.Sie haben ja recht, man muss mit dem klarkommen, was da ist. Jedoch konnte ich mich nicht überwinden,die Kräutersträuße zu fotografieren.

Doch dann habe ich dieses Bild gefunden, es zeigt, wohin die von meinem Vater beobachtete Mähmanie in Verbindung mit der Mißachtung der Klimaziele führen kann. Ach, es ist so dumm!

 

Der nächste Artikel wird sicher wieder etwas optimistischer, ich mache hier erst mal Schluss für heute und schaue mal nach meinen selbst gezogenen Bäumchen. Ich habe schon eine beachtliche Vielfalt, darüber berichte ich das nächste Mal, also über aktuelle Neuigkeiten zur  Stadtverwaldung.

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