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Bonifatius 2.0

Bonifatius, „Der Apostel mit der Axt“ fällte vor etwa 1300 Jahren die Donareiche, die dem germanischen Gott Donar geweiht war. Die Legende erzählt, dass sich die Germanen fortan zum Christentum bekehren ließen, denn das Ausbleiben einer unmittelbaren Reaktion ihres Donnergottes Thor zeigte ihnen ja klipp und klar, dass dieser eben nicht allmächtig war.

Mich hat diese Geschichte immer sehr irritiert: ein missionarischer Eiferer zerstört ein Heiligtum und wird dadurch berühmt und noch weit über tausend Jahre nach dieser Tat als Heiliger verehrt. Ausgehend von dem Gedanken, dass die Eiche auch als Sinnbild für das ewige Leben steht, haben wir im Büro der StadtverWALDung darüber reflektiert, was dieser ungeheuerliche Gewaltakt für uns heute bedeutet:

Die Zerstörung eines Heiligtums zwecks Missionierung. Eines Heiligtums, welches zugleich ein Sinnbild des ewigen Lebens darstellt.

Beim Hineindenken in unser fiktives Bild des reinkarnierten Bonifatius haben wir uns gefragt, was einer zeitgenössischen, modernen Neuauflage dieses Heiligen auszeichnen sollte, welche seiner Persönlichkeitsmerkmale wir heute für wichtig und gut befinden würden:

Unser Bonifatius 2.0 ist im Jahre 2024 noch immer ein geistig und körperlich starker Mann, Seine Willenskraft, seine Unerschrockenheit, seine Tatkraft und seine Fähigkeit, andere zu begeistern, zeichnen ihn als beeindruckende Persönlichkeit aus. Gottvertrauen, Zuversicht und Fantasie sind seine ständigen Begleiter auf seinem Lebenswege. Tief in seinem Inneren weiß er um seine Lebensaufgabe und-erfüllt sie. Schritt für Schritt, Stück für Stück. Die brutale Gewalt seines Vorgängers ist ihm völlig wesensfremd. Seine allumfassende Liebe zur Mutter Natur ist es, welche die Menschen, die ihm begegnen, tief berührt und somit scharen sich zahllose Helfer um ihn herum bei seinem unermüdlichen Einsatz für Gewaltfreiheit und dem Schutz von Flora und Fauna. Ebenso wie der Hirte Elzéard in Jean Giono’s Geschichte, der „Mann, der Bäume pflanzte“ versucht Bonifatius 2.0 Tag für Tag, Schritt für Schritt auf den Spuren unserer lebensfeindlichen Lebensweise das zu heilen und wiedergutzumachen,

was ihm an Verwüstungen begegnet. Als ein Heiliger hat er einen allumfassenden Blick, doch da sein Schicksal nun mal mit dem Fällen der Donareiche verbunden ist, liegt sein Augenmerk ganz besonders auf den Bäumen und an allem, was da sonst noch grünt und blüht.

Unsere Vorstellung von Bonifatius 2.0 ähnelt auch ein wenig der von dem guten Hirten, aber auch einem praktisch wirkenden, Bäume pflanzenden Heiligen. Oder einem ganz natürlich veranlagtem Menschen, der neu pflanzt, was andere herausgerissen haben.

Wir haben ihm eine soziale Plastik geschenkt, die hier auf dem Bild zu sehen ist. Sie ist entstanden, ganz in Beuys’scher Manier, aus Materialien, in denen sich die Idee des Kunstwerkes bereits eingeschrieben hat: Ein Stück Baumstamm, dem Rest einer Reihe gefällter Bäume entlang unseres täglichen Weges nach Hause. Ein Randstein, der bei den Rodungsarbeiten aus der Erde gerissen wurde und einer kleinen Eiche, kaum zwei Jahre alt, die anderswo, nicht weit weg vom Ort der Baumfällungen, gewachsen war. Ein Schild, von uns dieser Assemblage hinzugefügt, mit der Aufforderung, zu pflanzen.

Wir haben unsere Objekt am vergangenen Sonntag in eine sonnige Ecke des Schlosshofes gestellt.

Dieses Objekt wird nun zur Keimzelle einer Sozialen Plastik, mit all den Bewegungen, die es in der Stadtverwaltung und anderswo auslöst. Wir sehen dies als ein Geschenk von dem Büro der StadtverWALDung an die Stadtverwaltung, auf dass in unserer Stadt mehr Verwaldung geschehe.

Lesen Sie bitte hier weiter zum Thema KeinAhorn-fuldAhorn.

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