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Naturgarten im Herbst 2021

Eine Lesung zum Parking Day ,

im September 2021- darauf hatte ich in diesem Jahr so richtig Lust.

Ich hatte „Die Pflanzen und ihre Rechte“ von Stefano Mancuso im Gepäck,

ein Banner und einen Klappstuhl auf das Fahrrad geladen und

los ging’s.

Mancuso geht es natürlich um mehr als den Pflanzen gnädigerweise irgendwelche Rechte zu gewähren, er betrachtet unseren Planeten aus pflanzlicher Perspektive, was uns Menschen als angeblich intelligente Wesen ziemlich dumm dastehen lässt. Während Pflanzen ständig ihre wahre Meisterschaft in Überleben, Kommunikation und Netzwerken zeigen und immer wieder neues Leben für ihre eigene und andere Gattungen hervorbringen, rast der Mensch auf den Abgrund zu und gibt noch Gas, wenn er die Gefahr erkennt.

Das Lesevergnügen ist, trotz des schwierigen Themas, sehr hoch. Herrlich, wie Mancuso in der pflanzlichen Lebensweise das Miteinander als Grundprinzip in den Gesetzestext seiner Grundrecht-Charta münden lässt: „Die Nation der Pflanzen erkennt die Hierarchien….nicht an sondern unterstützt dezentrale Pflanzendemokratien mit verteilten Funktionen.“ Dabei ist es Mancuso, trotz seines vergnüglichen Schreibstils, sehr ernst:

„Die Nation der Pflanzen respektiert die universellen Rechte aller gegenwärtigen und zukünftigen Lebewesen.“

Ja, wir könnten viel von der „Nation der Pflanzen“ lernen, wenn wir nur wollten.

Wichtel-Lagerfeuer? Nein, Pilze
Wichtel-Lagerfeuer? Nein, Pilze

In diesem Jahr habe ich/wir viel, viel umgestaltet, Hecken, Sträucher und Bäume geschnitten, an-und umgepflanzt, Wege gepflastert, Rankhilfen angebracht, gesät und geerntet. Unser Grundstück hat sich, flächenmäßig, vergrößert, neue Nutzungskonzepte sind entstanden. Einerseits soll der Garten ein grüner Lern-und Erholungsort werden, zum Spielen und Verweilen einladen, aber auch Arche sein und begreifbares Beispiel für naturnahes Gärtnern.

Tage und Wochen habe ich Lichteinfälle beobachtet, den Verlauf der Sonne betrachtet und versucht, Licht hereinzulassen und gleichzeitig Schatten zu haben, habe Äste herausgeschnitten, wo sich Bäume gegenseitig behindern, habe zwei schnellwüchsige Haselnusssträucher gebändigt, indem ich sie zu einem Tor zusammengeflochten habe. Freue mich nun auf den Frühling, wenn ich durch das Haselnusstor in den Beerenwald eintrete, wo das Scharbockskraut blüht…und wenn es heiß wird, werde ich mich am lichten Schatten erfreuen.
Jetzt im November gibt es immer noch genug zu tun: Stauden teilen oder pflanzen, kleine Petersilien-und Rukola-Beete für den Winter anlegen. Bei den Arbeiten im November ist mir deutlicher denn je bewusst geworden: Der Garten ist natürlich ein guter Ort zum Leben für zahlreichen Vögel, Insekten, Igel, Eichhörnchen und was weiß ich, wer hier noch alles lebt, doch für mich und ich spreche jetzt einmal für meine gesamte Spezies ist der Garten ein unvergleichlicher Ort zur Erholung, zum Kraft schöpfen, und zwar im körperlichen wie im spirituellen Sinn.

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