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Wo ist die neue Mitte?

Vor einigen Tagen am Universitätsplatz entdeckt:

Ein schwarz überklebtes Wahlplakat am Uniplatz, in der rechten unteren Ecke folgender Text:

"Vor 99 Jahren hat der Maler Kasimir Malewitsch ein schwarzes Quadrat gemalt und in der Galerie in St.Petersburg in den so genannten schönen Winkel gehängt, also dort wo traditionellerweise in einer russischen Wohnstube die Ikone angebracht ist, das Heilige. Im Gedenken an Kasimir Malewitsch befestigen wir heute ein schwarzes Quadrat an einen modernen sakralen Ort. Denn, ist nicht die freie Wahl das wichtigste Merkmal einer Demokratie? So könnte man die Wahlplakate als Verkündigungsorte der demokratischen Botschaften verstehen. Zugegeben, nicht alle Botschaften haben demokratische Inhalte, was hier versprochen oder angesprochen wird, davon kann jeder halten, was er will.

Die Botschaft auf dem überklebten Wahlplakat war jedenfalls mehrdeutig: „Nazis töten. „kann man so verstehen, dass zu den Tätigkeiten eines Nazis eben das Töten gehört. Ebenso kann man „Nazis zu töten.“ auch als Aufruf verstehen. Nun könnte man so argumentieren, dass die Nazis es nicht anderes verdient hätten als getötet zu werden. Andere meinen eher, dass Lynchjustiz und Aufrufe zum Morden nichts und rein garnichts mit den Grundwerten unserer Gesellschaft zu tun haben. Und wer definiert eigentlich, wer ein Nazi ist? Sind nicht gerade in den letzten Jahren die sogenannten Impfgegner, Querdenker, Gegner von Waffenlieferungen und Bürgern, die den Staat delegitimieren, indem sie Kritik äußern, in die rechte Ecke gestellt worden?

„Ist der Bürger unbequem, gilt er schnell als rechtsextrem“, das ist doch der neue Leitspruch für „unsere Demokratie“. Und wie groß ist die Entfernung zwischen „rechts“ bis zum „Nazi“?

In jüngster Zeit wurden einige Anzeigen erstattet, von Bürgern, die sich an diesem Aufruf zum Mord störten. Noch haben wir die Gerichte, die über Recht und Unrecht entscheiden. Todesstrafe gibt es nicht in Deutschland und Lynchjustiz wollen wir nicht einführen, oder?

Doch die Staatsanwaltschaft wies diese Klage ab, mit der Begründung die Botschaft sei ja mehrdeutig. Gerade diese Mehrdeutigkeit aber war ja Grund für die Anzeige. Die Bürger hatten nicht verstanden welche Deutung die „richtige“ ist!

„Alles, was wir geliebt haben, ist verloren gegangen. Wir sind in einer Wüste!“ So lautete damals die Kritik an Kasimir Malewitsch‘s schwarzen Quadrat. Doch immerhin schimmerte in seinem Schwarz ein zartes Netz an feinen, weißen Linien hindurch, wie Licht durch die Finsternis.

„Das schwarze Quadrat ist der Keim aller Möglichkeiten.“ sagte er selbst zu seinem Bild, „Es werde Licht!“

Das wünschen wir uns auch, aus diesem Grunde überkleben wir heute das Plakat mit der Aufschrift „Nazis töten.“ mit einem schwarzen Quadrat.

Pfingstsonntag 2024,

Das Künstlerkollektiv Neue Mitte"

 

Nun bleibt noch die Frage:

Wer ist das "Künstlerkollektiv Neue Mitte"?

 

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