
Peter Kropotkin stellt in seinem Werk „Gegenseitigen Hilfe in der Tier-und Menschenwelt“ ein Konzept dar, welches in unserer kapitalistischen Welt logischerweise schmählich mißachtet wird.
Gerade ist es es wieder topaktuell und hochbrisant, auch 123 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung, denn die aktuell grassierende Kriegshysterie zeigt uns, dass es Zeit ist, sich auf
unsere gesamteuropäische Kultur zu besinnen.
Gustav Landauer hat das Werk im Jahre 1908 aus dem Russischen ins Deutsche übersetzt,am 4.Juli wurde daraus vorgelesen und darüber diskutiert.Die Zuhörer waren eingeladen, die Szenerie um
uns herum während der Lesung mit Skizzen festzuhalten. (urban scretching)

So wie die ursprüngliche Idee des urban sketching auch den Gedanken des Teilens beinhaltet, bildet in Kropotkins Konzept der Gegenseitigen Hilfe das Wohl der Gemeinschaft das geistige
Gerüst für jegliche Art gesellschaftlichen Handelns.
Der Mensch ist ein soziales Wesen- und es kann uns nur hoffnungsfroh
stimmen, zu erkennen, dass Hunderte Millionen Menschen unbeirrt fortfahren, das Prinzip der Gegenseitigkeit zu bewahren oder wieder aufzubauen, wo es durch die Institutionen zerstört worden ist
und zerstört wird. Der Gemeinschaftssinn ist als Teil unserer gesamteuropäischen Kultur offensichtlich ein Wert, der nicht zerstört werden kann, selbst nicht von jenen politischen Kräften, die
den „ungezügelten, geistig beschränkten Individualismus“ begünstigen.

iAuf dem Schulzenberg, mit weitem Blick über die Stadt und in die Ferne fand die zweite Lesung statt. Die Geschichte von Tistou mit dem grünen Daumen von Maurice Druen handelt davon, wie ein kleiner Junge mit besonderer Sensibilität und speziellen Fähigkeiten, seine kleine Welt um sich herum verändert und letztendlich einen Krieg beendet .IEs geht auch darum, wie sinnvoll es ist, seine eigenen vorgefertigten Meinungen immer wieder zu überprüfen und festgefahrene Narrative der Allgemeinheit zu hinterfragen. Wer braucht schon Feindbilder? Eine im wahrsten Sinne des Wortes florierende Gärtnerei ist doch viel schöner und sinnvoller als eine Waffenfabrik – wer würde das bestreiten?

Für die Lesung der Geschichte „Der Mann mit den Bäumen“ von Jean Giono habe ich als passenden Ort das Plateau des Europahügels in Fulda/Haimbach gewählt. Sehr beeindruckend und berührend finde ich, wie der Hirte- der Mann mit den Bäumen- unbeirrt das tut, wozu er sich berufen fühlt. Er pflanzt Bäume, sein gesamtes Leben lang, während in der Welt außerhalb seines bescheidenen Dasein zwei Weltkriege geschehen. Auch der Europahügel wurde vor etwa zwei Jahrzehnten von engagierten Naturfreunden gepflanzt- ich bin Ihnen für immer dankbar für diesen schönen Ort.

Für die Lesung Nummer Vier, für die ich einige Texte von Friedensreich Hundertwasser ausgewählt hatte, war das Dach des Konzeptkaufhauses „Karl“ genau richtig. "Alles, was der Maler-König mit den fünf Häuten unternimmt,veranschaulicht die außerordentliche Beispielhaftigkeit einer Daseinsstrategie, einer einsamen Stimme, die außerhalb des formalistischen Beziehungsrahmens von kollektiven Ideolien, Parteien oder der Mafia erhoben wird.

Seine einzige Waffe ist seine Kunst, die er als das gesamtemenschliche Potential seiner Kreativität versteht...
Das ist die Macht der Kunst.
Hundertwasser bietet eine verblüffende und fesselnde Art, sie einzusetzen:zunächst um zu leben, anstatt zu existieren und dann, um immer besser zu leben." Pierre Restany, 1997

Mittlerweile habe ich eine subtilere Wahrnehmung für meine Stadt und mein Lebensumfeld entwickelt. Während ich unterwegs bin, fallen mir Texte zu den Orten ein, die ich streife.
Am 26.September um 14:00 Uhr gibt es einige Kostproben aus „Kästner für Erwachsene“ zu hören- der genaue Ort wird in den nächsten Tagen bekanntgegeben.
Es wäre schön, wenn Ihr wieder Papier und Stifte mitbringen würdet.
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