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Grünmehl

Hallo! Was gibts Neues?
Hallo! Was gibts Neues?

Über Giersch und andere Wildkräuter habe ich ja bereits in „Wachsen und Wachsen lassen“ geschrieben. Zu diesem Zeitpunkt schätzte ich die Größenordnung der Giersch-Biomasse (noch) als überschaubar ein und träumte sogar von einem „Gierschbeet“, einem übersichtlichem Feld inmitten eines ansonsten Giersch-freiem Garten. Ja, ich gebe zu, manchmal wird er mir auch zu viel. Seine Vorteile vergesse ich trotzdem niemals: er schützt den Boden vor Austrocknung und die unter seiner Schutzherrschaft stehenden zart keimenden Pflänzchen vor Frost und zu starker Sonne, befördert Nährstoffe aus den Tiefen des Bodens an die Oberfläche und ich liebe seinen Geschmack, seinen Duft und seine Vielseitigkeit.

Und seitdem ich im vorigen Jahr einen weiteren Verwendungszweck für ihn gefunden habe, nervt er mich auch nicht mehr, wenn er mir mal wieder zu viel wird: Ich pflücke ihn in dicken Büscheln, trockne ihn auf der Terrasse unterm Dach. Wenn ich Glück habe, weht ein mäßiger Wind und die Sonne scheint kräftig, dann ist er in ein paar Tagen trocken und ich kann ihn mit einem Holzmörser-oder mit den bloßen Händen zerbröseln. Am besten trocknet er ohne Stiele, in einem Netz (locker aufgeschichtet und jeden Tag aufgeschüttelt und gewendet.)

Die trockenen Blätter zerkleinere ich in einem Sieb (oder Durchschlag) in einer großen Schüssel. So bleiben restliche harte Stiele im Sieb hängen, die ich dann sogleich in die Blumenkästen als Dünger werfen. 

Das so gewonnene Grünmehl fülle ich in Gläser und verwende es als Zusatz zum „normalen“ Mehl für Pizza, Pasta, Quiche, also alles Herzhafte. 

Übrigens kann ich alle möglichen Wildkräuter zu Grünmehl verarbeiten, alles, was zu viel wird, landet als grüne Vitalitätsbombe im Glas. Ich experimentiere mit Geschmacksnuancen und bevorzuge Giersch mit Zitronenmelisse oder Salbei. Nein, ich ärgere mich nicht mehr über ZUVIEL, sondern ich preise das edle Grün!  Hildegard von Bingen hat in der „Grünkraft“, der „Viridatas“ eine lebensfrische Grundkraft der Ewigkeit erkannt. Daran denke ich beim Ernten von Giersch:

O edelstes Grün,

du wurzelst in der Sonne,

strahlst auf in leuchtender Helle,

in einem Kreislauf,

das kein irdisches Sinnen begreift:

Du bist umfangen

Von den Umarmungen

der Geheimnisse Gottes,

Du schimmerst auf wie Morgenrot,

du glühst in der Sonne Flammen!

(Carmina,39)

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